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Die Patientensicht zählt

Edition No. 125
Nov. 2019
Engaging with patients

Forschung. Es braucht die Sichtweise von Patientinnen und Patienten, um deren Wohlergehen zu verbessern und um die Gesundheitsversorgung weiterzuentwickeln. Behandlungen sollen nicht nur klinisch wirksam und rentabel sein, sondern für die Patienten auch akzeptabel und wünschenswert. Im Rahmen der OECD-Studie PaRIS werden nicht nur die Fachleute nach dem Behandlungserfolg befragt, sondern auch die Patienten. Das BAG prüft eine Beteiligung der Schweiz an dieser Studie.

Im Zentrum der Schweizer Gesundheitspolitik steht der Mensch und sein Wohlbefinden. In der Strategie «Gesundheit 2020» hat sich der Bundesrat zum Ziel gesetzt, die Gesundheitsversorgung um die Menschen und ihre Bedürfnisse herum weiterzuentwickeln. Dabei sollen durch eine wirksame Vorbeugung, Früherkennung und Langzeitversorgung Krankheiten und Leid vermieden werden. Im Fokus sind vor allem die zunehmende Anzahl älterer Menschen und damit der Anstieg chronischer Krankheiten.

Es braucht die Einbindung dieser Patientinnen und Patienten, um deren Wohlergehen zu verbessern. Wie kann man nun die Partizipation umsetzen? Unterschieden werden Ansätze und Massnahmen zum Einbezug der Patientensicht für Behandlungsempfehlungen, das Aufgleisen von Forschungsprojekten und für die Auswertung von Erfolgsquoten.

Die patientenorientierte ­Behandlung
Heute besteht ein zunehmendes Bewusstsein dafür, dass Behandlungen nicht nur klinisch wirksam und rentabel sein müssen, sondern auch für die Patienten akzeptabel und tatsächlich wünschenswert. Bisherige Indikatoren für die medizinische Wirksamkeit einer Behandlung, beispielsweise Labortests oder MRI-Bilder, können jedoch nichts darüber aussagen, wie sich ein Patient fühlt oder wie er den Erfolg einer Behandlung beurteilt. Zuweilen fällt diese Beurteilung zwischen Fachperson und Patient sehr unterschiedlich aus.

Um festzustellen, welche Behandlungsoption den grössten Nutzen für die Patienten mit sich bringt, werden heute zunehmend sogenannte «Patient-reported Outcome Measures» (PROMs) verwendet. Dies sind Fragebögen, die von Patientinnen und Patienten beantwortet werden, um ihren Gesundheitszustand und die eigene ­Funktionsfähigkeit zu messen (beispielsweise in Bezug auf Mobilität). Auch ihre Bedürfnisse, Werte und Präferenzen werden abgefragt. PROMs umfassen Fragen zum Genesungsprozess und zur Nachhaltigkeit einer Behandlung, da die Fragen vor, während und nach einer Behandlung gestellt werden. Einzelpersonen mit genau den gleichen Gesundheitszuständen, Diagnosen oder Krankheiten können ganz unterschiedliche Wahrnehmungen davon haben, wie sie sich nach der gleichen Behandlung fühlen.

PROMs fördern daher nicht nur eine patientenorientierte Behandlung, sondern auch die Kommunikation zwischen Patienten und Gesundheitsfachpersonen sowie das Monitoring und die Anpassung des Behandlungsverlaufs.

Ländervergleiche mit PaRIS
Auf übergeordneter Ebene dienen PROMs unter anderem dem Leistungsvergleich von Gesundheitssystemen verschiedener Länder. Die internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) führt daher eine neue Studie durch: Patient-Reported Indicator Surveys (PaRIS). PaRIS soll helfen, ein umfassenderes Bild über unser Gesundheitssystem zu erhalten. Das BAG prüft eine Beteiligung der Schweiz an PaRIS. (Die Schweiz hat sich bereits in den Jahren 2006 und 2011 an OECD-Studien beteiligt und hat dort gut abgeschnitten.)

Die PaRIS-Studie wird sich vor allem mit chronischen Erkrankungen beschäftigen, insbesondere Diabetes und Krebs. Schlüsselfragen werden zum Beispiel sein: Bringen Diabetes-Programme in meinem Land die Menschen dazu, sich tatsächlich besser zu fühlen? Wie geht es Menschen, bei denen in den letzten fünf Jahren Krebs diagnostiziert wurde, und unterscheidet sich das von ähnlichen Patienten in anderen Ländern? Wie gut ist die Versorgung auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtet?

Wo steht die Schweiz?
Patientinnen und Patienten sind bei gesundheitspolitischen Prozessen auf allen politischen Ebenen ausreichend einzubeziehen. In den letzten Jahren konnten deutliche Fortschritte bei der Integration der Patientenperspektive in der Versorgung erzielt werden. Ziel muss es künftig sein, Patientinnen und Patienten auch bei der Ausgestaltung des Versorgungssystems zu beteiligen, damit Angebote entstehen, die deren Bedürfnisse abdecken. Die neue PaRIS-Studie könnte hier zusätzliche Informationen liefern.

Um den Einbezug der Interessen der Bevölkerung zudem weiter zu fördern, müssen Patientinnen und Patienten auch über ausreichende rechtliche Instrumente ­verfügen. Rechte, die ein partnerschaftliches Zusammenspiel zwischen Patientinnen und Patienten und behandelnden Personen ermöglichen. Die stärkere Berücksichtigung der Patientenrechte ist neben der stärkeren Partizipation von Patientinnen und Patienten ein weiteres wichtiges Ziel der Agenda Gesundheit2020.

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Carlo Tschudi
Sektion Qualität und Prozesse

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